Manfred Fuchs/ Klaus Scheckenbach

Manfred Fuchs/ Klaus Scheckenbach

Einführung von Doris Knöfel zur Ausstellung:

Klaus ScheckenbachManfred Fuchs

Zeichnung und Bilder (26.03. bis 02.04.2017)

Samstag, den 25. März 2017 im Pavillon am Milchhof

Liebe Kunstfreunde, liebe Gäste,

zwei Künstler, die hier am Milchhof arbeiten, präsentieren heute ihre neuesten Werke.

Eine große Zeichnung, deren Format die Motive umreißt, breitet sich über die hintere Längswand des Ausstellungsraumes aus. Klaus Scheckenbach stellt in dieser Arbeit einige Menschengruppen in eine karge Umgebung mit nur wenigen Baumstämmen, deren Kronen weit aus dem Bildraum hinaus gewachsen sind. Die Figurengruppen liegen wie Inseln in dieser melancholisch anmutenden Landschaft, wobei einige Personen mehrfach im Bild vorkommen. Gleich dreimal tanzt eine winzige Gestalt, die ein Tamburin schlägt, auf dem einzigen Ast des am linken Bildrand hochwachsenden Baumes entlang. Daneben formen die Häupter einer Frauengruppe eine leichte Schlangenlinie. Nur die erste und letzte Dame zeigt ihren ganzen Körper in rotem Hemd und blau-weiß gestreifter Hose. Sie ist des Künstlers Maskottchen. Er erfand diese chinesische Frau und lässt sie in vielen seiner Zeichnungen immer wieder in Erscheinung treten. Im Vordergrund der Gruppe sticht ein bärtiger Mann in dunkelrotem Mantel und gelbem Gesicht heraus. Dieser ist am rechten Bildrand fast als Schatten seiner selbst noch einmal zu erkennen, farblos mit zarten Strichen hin gehaucht.

Diese Bildfolgen greifen das Medium der Manga auf. Manga ist der japanische Begriff für Comics und definiert eine japanische Erzählkunst, die ursprünglich Geschichten allein durch Bilder erzählt und auf eine lange Tradition zurückgeht. Später wurden die Bilderzählungen mit Texten ergänzt. Der genaue Beginn japanischer Comics in Form der Manga ist in der Comicforschung umstritten. Als ältestes Manga Japans wird die Bildrolle Chōjū-giga aus dem 12. Jahrhundert bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine in kalligraphischem Duktus gemalte Tier-Karikatur. In China werden die Comics als Manhua bezeichnet. Deren Ursprünge gehen wohl bis in die Ming-Dynastie zurück, die vom 14. bis zum 17. Jahrhundert im chinesischen Kaiserreich herrschte.

Klaus Scheckenbachs Kunst ist häufig von asiatischen Bildtraditionen beeinflusst, denn er unter­richtet seit langer Zeit in China und stellt seine Werke seit Jahren im asiatischen Raum aus. Mitunter verwebt er in seinen Bildern asiatische Zeichentraditionen mit biografischen Erlebnissen.

Wie die Bildgeschichten lehnt sich auch sein Zeichenmaterial an das der Comics an. Der Künstler verwendet Tinte und Tuschestifte, arbeitet überwiegend in schwarz-weiß mit einigen Farbakzenten, die teils mit dem Pinsel gemalt sind. Auch die vereinfachten Gesichtszüge und großen Augen der Figuren vor allem der beiden Frauengesichter im rechten Bilddrittel sind Stilelemente des Mangas.

Die Menschengruppen in Scheckenbachs Zeichnung mit ihren unterschiedlichen Größenverhält­nissen wirken in dieser leeren Umgebung verlassen. Innerhalb ihrer Gruppe scheinen sie in Beziehung zueinander zu stehen, doch die einzelnen Szenen interagieren nicht. Das Zentrum der Kulisse bildet ein dunkler See. Gefährlich wirkt dieser Tümpel, doch zugleich steht er als Lebensquelle und Wasserspender für die umliegenden Protagonisten bereit.

Wasser ist denn auch das verbindende Element zwischen den Werken beider Künstler.

Manfred Fuchs führt uns an der anderen Längswand in einen Bildkosmos geheimnisvoller Wasser­landschaften. Die zwei großen Leinwandarbeiten gehören in eine Serie, die er inspiriert durch viele Aufenthalte in der Uckermark schuf. Der Künstler schätzt die Ursprünglichkeit dieser wasserreichen Region. Die Flora und Fauna der naturbelassen Seen und Teiche sowie die Klarheit des Wassers beeindrucken ihn. Zahlreiche Studien und Skizzen wie Erinnerungen und Fotografien fließen ein in seine Bildkomposition, die ein Zusammenspiel von Formen und Farben mit unterschiedlichen Variationen ergibt. Unübersehbar dominiert das Blau des Wassers. Doch findet der Betrachter auch Gebilde vor allem in Eisenrot, Rostspuren beispielsweise, die auf den menschlichen Eingriff in die Natur deuten.

Die Vielschichtigkeit dieser Unterwasserwelt mit ihrem fließenden Charakter darzustellen, erreicht der Künstler mittels flächiger Lasurtechnik in Eitempera, in die er Pinsel- und Kohlezeichnungen einfließen lässt. Einzelne Pflanzen- und Tierformen treiben im Wasser in leichten Bewegungen und bilden mit den Wellen und Strudeln eine Symphonie in Blau.

Die Papierarbeit an der hinteren Schmalwand zeigt eine Apparatur, die sich über sechs Bilder erstreckt. Hier geschieht ein Rückgriff auf Arbeiten aus dem Jahr 1995 und danach. Lange Zeit beschäftigte sich Manfred Fuchs mit technischen Apparaturen, womit die Natur wieder in ihre ursprüngliche Unversehrtheit zurückgeführt werden könnte. Die von Menschenhand beeinträchtigten Stoffkreisläufe fanden in vielen Zeichnungen und Papierarbeiten eine Auseinandersetzung. Fuchs tüftelte an Nutzungsmodellen für ideale Pflanzenarten, die symbolisch für künftige Ressourcen standen. Und in diesem Zusammenhang stellt das auf mehreren Ebenen aufgebaute Bild eine Maschinenkonstruktion bereit, die diese Pflanzenarten effizient verarbeitet.

Während der Künstler der Zerstörung der Umwelt begegnen will, ist er der Schönheit der Natur zugewandt und huldigt ihr in seinen neuesten Bildwelten.

Somit lade ich Sie ein, die eindrucksvolle Leinwand wie die Papierarbeit von Manfred Fuchs und die spannenden Bildgeschichten von Klaus Scheckenbach zu ergründen.

Herzlichen Dank

Doris Knöfel

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